An­dreas Forth im In­ter­view - agent­base AG stellt sich als neues Mit­glied vor

Wer ist die agentbase AG und was zeichnet das Unternehmen aus?

Andreas Forth: Vorweg: Ich benutze in meinen Formulierungen nur die männliche Geschlechtsform. Das soll in keiner Weise diskriminierend oder ausgrenzend sein. Es dient aus meiner Sicht lediglich der besseren Lesbarkeit.

Die agentbase AG ist ein Softwaredienstleister aus Paderborn. Wir kommen, was die Softwareentwicklung angeht, aus der „Rapid Apllication Development Ecke“ – also dem Erstellen von Softwarelösungen für unsere Kunden im agilen Austausch mit unseren Kunden. Die Agilität in der Softwareentwicklung haben wir schon gelebt, als das Wort in der Softwareentwicklung noch gar nicht so gebräuchlich war. Somit war für uns der Schritt naheliegend uns mit einer hoch performanten und leistungsfähigen Low-Code Plattform zu beschäftigen, die es uns und unseren Kunden ermöglicht, unternehmenskritische Softwareanwendungen in sehr kurzer Zeit und damit zu überschaubaren Kosten zu entwickeln. Wir nutzen dazu die Low-Code Plattform OutSystems. Wir sind zertifizierter Partner und in Deutschland der einzige Schulungsanbieter für diese Plattform.

Uns zeichnet aus, dass wir die Softwarelösungen immer zusammen mit unseren Kunden entwickeln und auch ein Stückweit für unsere Kunden - manchmal sogar schon bei der Anforderungsbeschreibung – mitdenken. Die Geschäftsprozesse bzw. Use Cases unserer Kunden zu verstehen und eine ideale Lösung in der Softwareumsetzung zu generieren, ich denke das ist eine ganz große Stärke unseres Teams. 

Insbesondere der Blick über den Tellerrand hinaus, wird von unseren Kunden sehr geschätzt.

Wie hat sich die agentbase AG in den vergangenen Jahren entwickelt und welche Ziele verfolgen Sie für die Zukunft?

Andreas Forth: Die agentbase AG ist personell in den letzten Jahren schnell und stark gewachsen. Wir haben uns fast verdoppelt und streben weiterhin ein stetiges Wachstum an, da wir sehen, dass der Markt im deutschsprachigen Raum für Dienstleister in dem Bereich groß und ausbaufähig ist. Als wir uns im Jahr 2018 strategisch entschieden haben auf die Low-Code Plattform von OutSystems zu setzen, haben wir das Ziel formuliert, dass wir größter deutschsprachiger Partner von OutSystems werden wollen. Wenn man sich das Ranking, dass es natürlich auch für OutSystems Partner nach verschiedenen Kriterien gibt ansieht, dann sind wir da auf einem sehr guten Weg. (Anmerkung, die sehr großen internationalen Partner, die natürlich auch irgendwie ein Büro in Deutschland haben, zähle ich da mal nicht mit ;-)) Ich würde sogar jetzt schon behaupten wollen, dass wir einer der größten deutsch Partner sind, was die zertifizierten deutschsprachigen Consultants angeht.

Was sind die größten Herausforderungen, mit denen das Unternehmen aktuell konfrontiert ist?

Andreas Forth: Unsicherheit…
Ganz ehrlich es ist die Unsicherheit, die in den Märkten und Unternehmen herrscht. Eigentlich sind wir in den letzten Jahren von einer Unsicherheit, ich erinnere an Corona, dann den Ukraine Krieg, die große Koalition mit ihrer großen Uneinigkeit…, gerutscht. Und jetzt die Trump Administration in den USA mit sich ständig ändernden Rahmenbedingungen für den deutsch Export. Das ist keine Situation in der Unternehmen mutig in neue Technologien investieren.

Und relativ neu das Thema KI und AI. Da stehen viele Unternehmen jetzt wie das Kaninchen vor der Schlange und bewegen sich mal lieber gar nicht, bevor sie den falschen Schritt machen und „gefressen werden“ – wobei so ganz stimmt das gerade nicht mehr. In meiner Wahrnehmung erkennen immer mehr Firmen das Potential von KI und AI und fangen an sich intensiv mit diesen Themen auseinander zu setzen. Das ist wiederum gut für uns, weil die Plattform OutSystems viele KI-Funktionalitäten bereits internalisiert hat und den Kunden in den Softwareprojekten einen geschützten Raum zur Verfügung stellt, um KI-Funktionalitäten und die damit einhergehende Mächtigkeit zu nutzen. Dazu könnte ich jetzt noch viel mehr erzählen, aber das würde den Rahmen dieses Interviews sicherlich sprengen.

In Ihren Kundenprojekten setzen Sie auf High-Performance Low-Code. Welche konkreten Vorteile bietet dieser Ansatz für Ihre Kunden im Vergleich zu traditioneller Entwicklung? 

Andreas Forth: Ich zähle mal ein paar Punkte auf, die ich dann im Nachgang im Einzelnen näher erläutere:

  • Geschwindigkeit
  • Wiederverwendbarkeit
  • Entlastung der Entwickler von Routinetätigkeiten
  • Kostenreduktion
  • Einbringung unterschiedlicher Ressourcen

Zur Geschwindigkeit. Wir haben festgestellt, dass wir in unseren Projekten tatsächlich um ein Vielfaches schneller sind, als wenn die Lösungen mit High-Code entwickelt werden würden. Und dabei ist uns ein Punkt sehr wichtig. Wir nutzen die Low-Code Plattform, um professionelle Entwickler besser und schneller zu machen. Uns geht es nicht darum sogenannt Citizen Developer dazu zu befähigen selbst komplex Softwareapplikationen zu generieren. Das geht sicherlich auch – ist aber nicht unser primärer Anspruch. O-Ton eines unserer Kunden in einem aktuell anlaufenden Projekt: „Wir wollen mal sehen, ob wir in diesem Projekt einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen.“ Es handelt sich dabei um einen Kunden aus dem Logistikbereich und wir reden hier nicht über eine kleine App – sondern über eine ausgewachsene Applikation bei einem Kunden, die in 3 Monaten mit einem 4-Personen Team umgesetzt werden soll. Von der Anforderungsaufnahme bis zum Going Live!

Wiederverwendbarkeit – Einmal entwickelte Module können sehr einfach anderen Entwicklern zur Verfügung gestellt werden, die diese in ihren Softwareprojekten wiederverwenden können. Durch die grafische Modellierung des Codes ist es für die Entwickler wesentlich einfacher sich in den Code eines fremden Entwicklers einzuarbeiten und diese Module passgenau wiederzuverwenden oder selbst die entsprechenden Anpassungen vorzunehmen.

Die Plattform ist hochgradig performant und „intelligent“. Was bedeutet das im Entwicklungsprozess? Sie unterstützt den Entwickler bei vielen Routinetätigkeiten und nimmt ihm diese teilweise oder komplett ab. Das geht los mit kontinuierlichen Softwarechecks, Verbesserungsvorschlägen, Tipps wie andere Entwickler ein Problem gelöst haben, Überwachung von Security Themen, Überprüfung der Performance und gegebenenfalls Vorschläge zur Performanceverbesserung, automatisches Deployment über die verschiedenen Stages  - also von der Entwicklungsumgebung zur Testumgebung zur Produktivumgebung, Verwaltung von Zugriffsberechtigungen in den verschiedenen Stages usw. usw…um mit einer automatisierten Dokumentation abzuschließen.

Das führt zwangsläufig zu einer Reduktion von Kosten im Entwicklungsprozess. Natürlich kostet die Low-Code Plattform auch Geld – aber dafür bietet sie auch eine Menge – mal ganz abgesehen davon, dass ich diese auch als Cloudlösung nutzen kann. 

Die Low-Code Plattform und der Low-Code Ansatz unterstützt ganz besonders die agile Vorgehensweise in der Softwareentwicklung. Es ist viel schneller möglich die Fachabteilungen und/oder die Stakeholder in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. 

Ein Beispiel:
Durch ein neues KI Basiertes Modul, das als Mentor bezeichnet wird, ist es möglich mittels einer natürlichsprachlichen Beschreibung eines Softwarevorhabens, komplett automatisiert einen ersten Entwurf entwickeln zu lassen, der schon klickfähig und mit verschiedenen Benutzerrollen versehen ist. Das geht innerhalb von 10 Minuten, So kann der Consultant und Softwareentwickler zusammen mit den Anforderern einen ersten Blick auf die zukünftige Lösung nehmen und mit den Anforderern direkt diskutieren, ob der eingeschlagene Weg in ihrem Sinne ist.

Welche konkreten Herausforderungen begegnen Ihnen regelmäßig in Ihren Low-Code-Projekten, und wie lösen Sie diese in der Praxis? 

Andreas Forth: [… mit einem Schmunzeln…] Berührungsängste und Vorbehalte bei den High-Code Entwicklern. Viele High-Code Entwickler stellen Low-Code erstmal in die „Bastel-, Mal- und Spielzeugecke“. Sie können sich schlichtweg nicht vorstellen das Low-Code so leistungsfähig wie High-Code sein kann. Es ist eben schon eine andere Herangehensweise in der Programmierung und es dauert eine gewisse Zeit, bis man erfahrenen High-Codern diese andere Art der Programmierung „schmackhaft“ gemacht hat. Wir kennen das aus eigener Erfahrung bei unseren eigenen Mitarbeitern. Wenn es dann aber erst einmal Klick gemacht hat, dann ist die Lernkurve sehr steil und die Erfolge in unseren Projekten geben uns recht. 

Dabei sind wir und unsere Kunden nicht in der Low-Code Welt gefangen. Immer dann, wenn es unbedingt notwendig ist, können wir jederzeit auch in der Low-Code Welt auf High-Code Elemente und Bausteine zurückgreifen und diese ergänzend verwenden. Es gibt da keine Limits und natürlich können wir auch mit der OutSystems Plattform jegliche Art von Schnittstelle und API bedienen.

Was macht die agentbase AG einzigartig im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Branche?

Andreas Forth: Einzigartigkeit ist immer so ein großes Wort. „Wir erfinden das Rad auch nicht neu.“ Aber als besonders empfinde ich schon, wie eng und vertrauensvoll wir mit unseren Kunden und Partnern zusammenarbeiten. Ich finde Fairness nach innen und außen extrem wichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir für einen Kunden arbeiten würden, wo das Gefühl „Wir agieren auf Augenhöhe“ nicht da ist. 

Daneben sind wir innovativ und schnell, was Markttrends betrifft. Mit dem Thema KI und AI beschäftigen wir uns schon seit längerer Zeit und haben entsprechende Bausteine auch in unseren Projekten umgesetzt. Wir wollen möglichst nah an neusten technologischen Entwicklungen sein – das ist übrigens auch ein Grund dafür, warum wir Mitglied im SICP geworden sind.

Wie würden Sie die Unternehmenskultur bei der agentbase AG beschreiben?

Andreas Forth: Offen, partnerschaftlich und fair – aber auch fordernd. Die ersten drei Punkte sind glaube ich selbsterklärend – zu dem Punkt „fordernd“ würde ich gerne etwas mehr sagen. Dazu muss ich ein wenig ausholen.

Wenn wir uns das Thema Mitarbeitergewinnung ansehen, dann müssen wir feststellen, dass es im deutschsprachigen Raum sehr wenige ausgebildeten OutSystems Experten gibt. Das bedeutet, dass wir unsere neuen Mitarbeiter alle komplett selbst ausbilden und diese Phase dauert zwei bis drei Monate. Wir investieren also in unsere neuen Mitarbeiter im Vorfeld viel. Bis sie dann produktiv und abrechenbar in Kundenprojekten eingesetzt werden können vergehen in der Regel 6 bis 9 Monate. Schon in diesen ersten Monaten verlangen wir von unseren Mitarbeitern sehr viele Eigeninitiative – und das ändert sich auch nicht. Wir benötigen in unseren Projektteams eigenständig agierende Macher. Wir gewähren unseren Mitarbeitern sehr viele Freiheitsgrade – aber diese müssen von ihnen auch sinnvoll gefüllt und genutzt werden. Zum einen müssen sich unsere Mitarbeiter ständig weiterentwickeln, zum anderen müssen sie neugierig auf Neues sein und auch bereit sein ohne Netz und doppelten Boden in die Verantwortung zu gehen. Das ist manchmal sicherlich eine Herausforderung, aber das macht auch sehr viel Spaß, wenn man merkt, dass man sich weiterentwickelt.

Was hat die agentbase AG dazu motiviert, Mitglied im SICP – Software Innovation Campus Paderborn zu werden?

Andreas Forth: Wir hatten in der Vergangenheit immer einen sehr engen Kontakt zur Universität Paderborn. Insbesondere mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik waren wir sehr eng vernetzt – ja man kann sogar sagen, dass wir eigentlich eine Ausgründung aus der Universität sind…

Dieser enge Kontakt war in den vergangenen Jahren leider etwas verloren gegangen. Wir wollten diesen Kontakt wieder intensivieren und wieder enger an die Forschung im Bereich der Softwareentwicklung heranrücken. Da bot sich die Kontaktaufnahme mit dem SICP an – zumal wir Prof. Dr. Stefan Sauer schon seit vielen Jahren kennen und schätzen.

Wir denken, dass wir uns mit dem Thema Low-Code Development sehr gut in das SICP Konsortium einbringen können. Low-Code Development so wie wir es verstehen und wie wir es betreiben, ist eine neue Form der Softwareentwicklung und mit den Möglichkeiten die KI in diesem Umfeld bietet, lange noch nicht zu Ende gedacht.

Wir sehen uns im SICP somit als Vermittler zwischen Theorie und Praxis. Nehmen gerne Impulse aus der Forschung auf und spiegeln im Gegenzug unserer Erfahrungen aus der Praxis in die Forschung zurück.

Neue Denkanstöße zu bekommen und andere Herangehensweisen zu betrachten sind für uns ein großer Motivator für die Mitgliedschaft im SICP.

Wie profitieren Sie von der Mitgliedschaft im SICP? Gibt es spezifische Vorteile, die Sie bisher wahrnehmen konnten?

Andreas Forth: Oh ja, da gibt es einiges:

  • Wir werden demnächst einen Workshop mit Dr. Dennis Wolters durchführen. Dabei geht es darum, dass unsere Mitarbeiter ihre Stärken als Teamplayer besser kennen lernen und somit noch besser im Team zusammenarbeiten können.

  • Mein Vorstandskollege Thomas Rychlik und ich haben an einem Workshop zum Thema Lego Serious Play teilgenommen, den wir sehr interessant fanden.

  • Wir werden im Mai am Students Day teilnehmen und uns als Arbeitgeber präsentieren. Also das Thema Mitarbeitergewinnung ist für uns auch relevant.

  • Dann werden wir die Räumlichkeiten der Zukunftsmeile 2 für ein Kundenevent nutzen. Das ist nur möglich, weil wir Mitglied im SICP sind.